iPhone (auch du mein Sohn … ?)

Nachdem Herr Bardach himself (Chef von Frequentis) in NY ein iPhone gekauft, dort angemeldet und mit zu Frequentis genommen hat, wurde uns im User Interface Center die Ehre zuteil, das derzeit begehrteste Gadget der Welt für eine gewisse Zeit zu testen. So konnte ich ein Wochenende lang als iPhone-“Besitzer” durch die Gegend laufen …

Ziel dieses kurzen Berichtes soll sein die Innovationen des iPhonese etwas genauer zu betrachten und zu untersuchen, ob es möglich wäre etwas von der User Experience auf die Touchpanels von Frequentis zu übertragen.


Sorry, could not resist 🙂

In erster Linie muss man auf die technische Ausstattung des i-Phones hinweisen, die es erst ermöglicht diese Fülle an “Grafischen-User-Interface-Stückerln” zu spielen. Wie bereits in einem Mailverkehr zwischen Tom Fränzl und Tom Grill hervorging, müssten unser Panels dafür ziemlich aufgerüstet werden. Trotzdem möchte ich zuerst herausfinden, was den Reiz des i-Phones ausmacht und warum beinahe jedes andere Device daneben irgendwie veraltet aussieht.


Die Patente

Gravitationsmessung, Listen scrolling, Vergößern und Verkleinern sind nur ein paar Funktionen, die man bisher entweder nur von Prototypen oder noch gar nicht kannte. Ich habe bis jetzt noch keinen Benutzer getroffen, dem die Scrollfunktionalität mit einem Finger oder das Vergrößern von Bildern mit zwei Fingern nicht ein Lächeln, Kopfschütteln oder eine tiefe Anerkennung entlockt hätte. “Genauso will man es”, bringt es ziemlich auf den Punkt.


Listenscrolling

Das Handling langer Listen hab ich bereits einmal in einem etwas längeren Blogeintrag zu eruieren versucht. Was auffällt ist, dass das i-Phone bei langen Listen keinen Filter anbietet mit dem man textuell suchen kann. Es existiert nur die Scrollfunktion und rechts in einer Leiste das Alphabet um schneller einen Buchstaben zu finden. Das ist eigentlich nicht ganz befriedigend.

Ich weiß nicht in wieweit man die Scrollfunktionalität mit einem Finger einbauen kann, das wäre natürlich schon fein. Kombiniert mit einer Tastatur zum Filtern von Einträgen bzw. einer Art Live-Search mit Vorschlägen von ähnlichen z.B. Namen (Beispiel: “Niedermeier Franz” – System schlägt vor “Niedermair Franz”) könnten die Bedienbarkeit auf jeden Fall verbessern.

Tastatur

Das Einblenden des aktuell gedrückten Buchstabens über dem Finger, der – das ist besonders wichtig – erst beim Loslassen der “Taste” aktiv (also geschrieben) wird, finde ich auf den zweiten Blick relativ gut gelöst. Ist man damit erst vertraut, wird die Bedienung viel einfacher, weil man schnell auf eine Taste hinsteuert sie aber erst loslässt nachdem man sich vergewissert hat, dass sie auch korrekt “getroffen” wurde.

Speziell bei der Tastatur scheiden sich schon mal die Geister und ich möchte auf jeden Fall hier noch auf zwei Einträge verweisen, die ich lesenswert finde:

Ich denke selbst größere Bildschirm-Tastaturen könnten etwas Feedback vertragen. Man könnte die Idee der angezeigten Buchstaben ruhig etwas überarbeiten und vom Prinzip her ausprobieren.

Bildschirmqualität

Die herausragende Qualität des Displays ist mit ziemlicher Sicherheit ein Erfolgsfaktor. Wer erst einmal Google Maps benützt hat, oder im Safari Artikel gelesen hat, weiß wovon ich spreche. Verbunden mit der Vergößerungs- und Verkleinerungsfunktion ergibt sich hier meiner Meinung nach eine völlig neue Erfahrung.

Hinzu kommt auch , dass sich meiner Meinung nach kaum Nachteile bezüglich der Lesbarkeit beim Schwenken des Bildschirms ergeben. Auch im Freien bei Sonneneinstrahlung funktioniert die Lesbarkeit im Normalfall gut, lediglich bei direktem Auftreffen des Lichts auf den Schirm wird es klarerweise etwas mühsam.


Gradienten

Vor kurzem habe ich gelesen, dass Apple eine der wenigen Firmen ist in der Design eine wichtigere Rolle als Technologie spielt (etwas frei übersetzt). Das zu beurteilen fällt vielleicht gar nicht so schwer, wenn man die perfekt abgestimmten Bildschirmmasken sieht. Wieder spielt Subtilität eine große Rolle. Die Gradienten sind niemals aufdringlich, beziehungsweise erfüllen meistens einen Zweck (z.B. Benutzer zum Drücken zu animieren oder übereinanderliegende Schichten besser voneinander abzugrenzen).

Das grafische Design der VCS Serie könnte auf jeden Fall einen moderneren Look vertagen. Wenn man bedenkt, dass das Aussehen eines Gerätes bei “normalen” Benutzern Assoziationen über die Qualität des Produkts hervorruft, kann man glaube ich mit gutem Gewissen das Design unserer Devices überdenken. Besonders auffallend ist dies, wenn man ein iPhone und ein VCS direkt nebeneinander vergleicht.

Animationen

Etwas das mir hier wieder eklatant auffällt ist der Einsatz von Animation. Es gibt im Grunde überhaupt nichts mehr, das nicht animiert dargestellt wird. Damit entsteht ein sehr weicher, angenehmer “Flow”, der bis ins letzte Detail ausdesigned scheint. Hat man früher auf einen Button geklickt ist eine Seite erschienen. Klickt man heute auf einen Button, wird dieser ausgefadet und die neue Seite sanft eingeblendet. Das zieht sich durch alle Anwendungen und läßt das Gerät so angenehm fancy erscheinen.

Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass es sich hierbei um ein Consumer Produkt handelt. Benutzer von Geräten wie sie z.B. bei Frequentis im sicherheistkritischen Bereich verwendet werden, hätten davon vermutlich wieder weniger Nutzen.

Ich denke Apple schafft es hier trotzdem sehr gut das richtige Maß zu treffen, also den Benutzer nicht zu nerven mit tollen Überblendungen. Dreht man beispielsweise das iPhone, so vergeht zuerst eine Sekunde und dann wird das Bild von z.B. Hoch- auf Querformat animiert. Das ganze geht auch noch ohne nervende Ladezeiten (oder so Schnickschnack) und so entsteht der Eindruck, dass es perfekt funktioniert.

Etwas weitergesponnen könnte man sagen, niemand kann sagen, ob das Gerät tatsächlich so perfekt funktioniert, aber es wurde so designed, dass es genau diesen Eindruck vermittelt. Und das ist irgendwie die Stärke von Apple.

Sound

Keine UE ohne Sound. Genau wie bei der Animation verhält es sich beim Sound angenehm unaufdringlich, eher unterstützend.

Navigation

Kein Breadcrumbing, keine Tabs. Interessant und auch mutig, dennoch habe ich ebenfalls keinen Benutzer getroffen, der nicht zumindest einmal gefragt hat, “Wie komme ich wieder zurück?”. Zum einen über den einzigen Hardwarebutton am unteren Ende des Geräts zum anderen über eine (nicht immer klare) Backfunktion meist am oberen Ende des Bildschirms.

Das Breadcrumbing wurde komplett weggelassen und durch einen Backbutton ersetzt, der als Label die vorherige Seite besitzt.

Zum jetzigen Zeitpunkt weiß ich noch zuwenig über das Navigationsverhalten unserer Dispatcher, aber eines ist für mich klar. Die Orientierung muss zu jedem Zeitpunkt klar sein, hier hat auch Apple nicht immer das Optimum gefunden. Ob Breadcrumbing oder nicht, sollte man ausprobieren. Die Navigation in Anwendungen die keine separaten Fenster öffnet, ist auf jeden Fall ein eigenes Thema, für das wir eine durchdachte, getestete Version brauchen.

Was gibts zu bemängeln?

Es gibt mir Hoffnung, dass selbst die Designs von Apple gewisse Inkonsistenzen (bei Buttons, Farben und so weiter) aufweisen. Man merkt zumindest, dass hier unterschiedliche Teams (speziell bei iTunes fällt es auf) gewerkt haben. Nicht immer ist klar, dass ein Icon drückbar oder verschiebbar ist. Der Menubutton (Hardwarebutton) ist dagegen ein klassischer Rettungsring, der mich verlässlich immer zum Hauptmenu bringt.

Buttons sind beispielsweise nicht immer oben und sind u.a. unterschiedlich designed. Das wird zwar vermutlich vom Benutzer als nicht allzu störend vernommen, dennoch sei es hier erwähnt.

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Erhard Wimmer

Master of Desaster

3 thoughts on “iPhone (auch du mein Sohn … ?)”

  1. um die werte leserIn ob des terminus VCS im nicht im unklaren zu lassen und ihr den vergleich mit dem iphone zu ermoeglichen: bei VCS (= voice communication system) handelt es sich um eine produktlinie mit touch input devices der firma Frequentis AG:

    produktfolder:
    http://www.frequentis.com/NR/rdonlyres/23D1E789-DE53-4681-8EDA-2E535D386EBA/0/12_3020x_0905_1.pdf

    produktphoto:
    http://www.frequentis.com/NR/rdonlyres/60D17992-C585-4161-8C4E-0987D8BF7A39/0/tower_wien.JPG

  2. danke, erhard!
    grrr war ich also 1 monat zu früh weg
    schön, dass sogar apple das problem inkonsistenzen nicht ganz eliminieren konnte!

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